Ihr wisst, ich bin nicht nur Leseratte, sondern auch leidenschaftliche Cineastin. Und Matt Damon war schon immer einer meiner Lieblingsschauspieler. Als Günther Keil im Podcast „Long Story short“ ein Sachbuch von ihm vorstellte, war für mich sofort klar: Das muss ich lesen!
Klappentext
Matt Damon besuchte 2006 das ländliche Sambia und traf dort Frauen und Mädchen, die täglich mehrere Stunden damit zubrachten, ihre Familien mit Wasser aus weit entfernten Quellen zu versorgen – Zeit, die ihnen fehlte, um zu spielen, zur Schule zu gehen oder eigenes Geld zu verdienen. Über zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen: Ein globales Problem, das durch den Klimawandel zunehmend verschärft wird und ursächlich dafür ist, dass Entwicklungsziele wie Gesundheit, soziale Sicherheit und Geschlechtergerechtigkeit nicht erreicht werden. Damon erkannte schnell, dass er einen echten Experten an seiner Seite brauchte, um die Situation der Mädchen in Sambia (und andernorts) zu verbessern. Er fand ihn in dem Bau- und Umweltingenieur Gary White, der bereits in den 90er-Jahren seinen gut bezahlten Beraterjob aufgegeben hatte, um sich für eine sichere Trinkwasserversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern zu engagieren. In diesem Buch erzählen die beiden ungleichen Verbündeten von ihrem gemeinsamen Kampf gegen das drängendste Entwicklungsproblem unserer Zeit und wie es ihnen mithilfe einer simplen Idee gelang, die Lebensqualität von fast 40 Millionen Menschen entscheidend zu verbessern.
Meine Meinung
„Der Wert des Wassers“ ist kein Sachbuch, in dem man wissenschaftliche Erklärungen für die Ursachen oder den Folgen einer mangelnden Wasserversorgung und fehlenden sanitären Anlagen in Entwicklungsländern findet.
Stattdessen erzählen uns Matt Damon und Gary White abwechselnd auf sehr sympathische, humorvolle, aber vor allem glaubwürdige Weise, von der (letztendlich erfolgreichen) Geschichte ihrer gemeinsam gegründeten Hilfsorganisation Water.org. Sie vergibt – nach der Idee des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus – Mikrokredite an Gemeinden und Einzelpersonen, um damit eine funktionierende Wasser-Infrastruktur aufzubauen. Die Autoren beginnen jeder mit einer sehr persönlichen Einführung ins Thema, nämlich wie sie zu ihren jeweiligen Wasserprojekten kamen, bevor sie sich zusammentaten.
Wie gesagt, war ich schon immer ein großer Fan von Matt Damon, da er mir trotz Promistatus stets bodenständig und ohne Starallüren erschien. Daher hat es mir auch besonders viel Spaß gemacht, eine weitere (und wie ich finde: bewundernswerte) Seite an ihm zu entdecken. Vor allem aber gefiel mir seine entwaffnende Art, möglichen Skeptiker*innen seines Buches zu begegnen:
An dieser Stelle sollte ich wahrscheinlich eine kurze Pause einlegen, weil sie vermutlich gerade das große Kotzen kriegen angesichts meiner Promi-geht-nach-Afrika-und-rettet-die-Weltgeschichte. Das geht mir übrigens nicht anders. Ja dieser Promi bin ich wohl. Aber ich bin auch der Sohn meiner Mutter.
Gary White, Matt Damon: Der Wert des Wassers, S. 18
Die war nämlich nicht nur Professorin für Bildung und Erziehung, sondern insbesondere auch Aktivistin. Sicher kommt es Water.org entgegen, dass Matt Damon ein äußerst erfolgreicher Schauspieler ist; was ihn antreibt, scheint aber weniger der Promi, als vielmehr die Vorbildfunktion seiner Eltern zu sein.
Mir bietet das Buch jedenfalls einen guten Einblick in die Entwicklungsarbeit einer Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) und führt mir gleichzeitig vor Augen, wie viele meiner Selbstverständlichkeiten im Alltag für andere nahezu unlösbare Herausforderungen darstellen.
Da es in weiten Teilen um die Wirkungsweise von Mikrokrediten geht, ist eine gewisse Affinität zu Finanzthemen für die Lektüre von Vorteil, auch wenn hier nicht wirklich groß in die Tiefe gegangen wird. Daher bleibt die Sprache auch einfach und unterhaltsam.
Worum es in diesem Buch übrigens nicht geht, ist, wie wir in unserem Alltag dazu beitragen können, der anderswo herrschenden Wasserkrise Herr zu werden. Stattdessen klärt es uns über diese globale Problematik und ihre Folgen auf, und berichtet von den Versuchen der Hilfsorganisation etwas dagegen zu tun und was es bedeutet, eine Lösung zu finden.
Denn Wasser bedeutet (Über-)Leben:
Wenn weniger Krankheiten durch Wasser übertragen werden, werden auch weniger Eltern mit der entsetzlichen Tragödie konfrontiert, ein Kind zu verlieren. Es werden weniger Kinder unter körperlichen Beeinträchtigungen und lebenslangen Gesundheitsproblemen leiden; Kinder werden generell größer werden und sich körperlich und geistig voll entfalten können. Sehr wahrscheinlich werden wir auch größere Abschlussklassen sehen, da weniger Mädchen die Schule abbrechen müssen, um Wasser für ihre Familien zu beschaffen, und weniger Kinder wegen wasserbedingter Krankheiten in der Schule fehlen.
Gary White, Matt Damon: Der Wert des Wassers, S. 208f.
Passagen wie diese lassen mich sofort nach Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements und Entwicklungshilfe googeln. Die Lektüre rüttelt wach und motiviert dazu, sich weiter zu informieren und zu engagieren.
Sie wollen nicht (nur) unser Geld
Natürlich gibt das Buch den Autoren auch eine Plattform, sich bei all ihren Förderern und Unterstützern namentlich zu bedanken. Und die Anzahl an Personen und Organisationen sind mir tatsächlich manchmal etwas zu viel; aber ich kann auch verstehen, warum sie von den Autoren mit aufgenommen wurden.
Und wer jetzt meint, das Buch ziele nur darauf ab, uns ein schlechtes Gewissen einzureden, um weitere Spenden zu generieren; der liegt falsch. Sicher freuen sich die Autoren über jeden Dollar, aber primär scheint es ihnen wirklich darum zu gehen, so viele Menschen über die weltweit herrschende Wasserkrise zu informieren wie möglich. Und das Buch wirkt nicht auch nur eine Zeile lang belehrend.
Fazit
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Bill Clinton zitieren würde, aber er bringt es ziemlich auf den Punkt:
Die Vision von Matt und Gary ist klar, ihre Strategie klug und effektiv. Dieses Buch ist nicht nur eine spannende, sondern auch eine lehrreiche und wichtige Lektüre.
Bill Clinton, 42. Präsident der USA
Kostenloses Rezensionsexemplar
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.
Bibliografie
Titel: Der Wert des Wassers
Autoren: Gary White, Matt Damon
Übersetzung: Kristin Lohmann, Dorothea Traupe
Verlag und Copyright: Goldmann
Seitenzahl: 240
Erscheinungstermin: 21. September 2022
Preis: 18 € (Klappenbroschur)