Nachdem ich die 800 Seiten von Iron Wing an zwei Nachmittagen durchgesuchtet hatte, konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen. Und zu meiner großen Freude hat mich dieses Mal die liebe @ninespo in einem Buddyread begleitet.
Achtung: Buchreihe!
Iron Flame ist der zweite Teil der „Flammengeküsst-Saga“ von Rebecca Yarros. Der nachfolgende Klappentext sowie meine Rezension enthalten ggf. Spoiler zum Vorgänger „Fourth Wing“. Bitte lest also nur weiter, wenn ihr Band I schon gelesen habt. Ich kann euch weder empfehlen, die Bücher unabhängig voneinander noch in der falschen Reihenfolge zu lesen. Wenn ihr den ersten Teil noch nicht kennt, schaut euch lieber meine Bewertung dazu an.
- Band I: Fourth Wing
- Band II: Iron Flame
Klappentext
Violet muss entscheiden, ob sie ans tödliche Basgiath War College zurückkehren will … und inwieweit sie Xaden vertrauen kann.
Alle hatten erwartet, dass Violet Sorrengail während ihres ersten Jahres am Basgiath War College sterben würde – Violet eingeschlossen. Doch sie hat überlebt.
Das richtige Training beginnt erst jetzt und Violet fragt sich, wie sie das überstehen soll. Die Herausforderungen sind zermürbend, extrem brutal und dafür gedacht, die Schmerzgrenze der Reiter ins Unermessliche zu treiben, aber das größte Problem ist der neue Vizekommandeur, der Violet brechen will – es sei denn, sie hintergeht den Mann, den sie liebt.
Auch wenn Violets Körper schwächer und fragiler ist, hat sie immer noch ihren Verstand – und ihren eisernen Willen. Und die wichtigste Lektion, die sie bisher gelernt hat, scheinen alle anderen zu vergessen: Drachenreiter machen ihre eigenen Regeln …
Meine Meinung
So sehr ich mich auf die Fortsetzung gefreut habe, so skeptisch war ich auch, denn ich hatte von einigen gehört, dass der zweite Band schwächer sei und nicht so eine Sogwirkung entfaltet. Trotzdem starteten wir unseren Buddyread optimistisch und ich kam gleich wieder in die Geschichte rein. Allerdings hatte das Buch auch einige Längen und so zog sich die Lektüre über eine ganze Woche (was bei fast 1000 Seiten ja immer noch schnell ist).
Der Plot des zweiten Jahres hat mir gut gefallen, vor allem der innenpolitische Aspekt der Story: kurz zusammengefasst gab es anfangs die Situation, dass herauskam, was die Führungsriege so getrieben und vor allem geopfert hat, nur um ihr Gebiet zu sichern. Daraufhin spaltet sich ein Teil aus Basgiath ab und tritt der Revolution bei. Und während Violet und ihre Freunde versuchen einen zweiten Schutzzauber zu wirken, gerät ganz Navarre in einen Krieg, weil seine Oberhäupter sich verkalkuliert haben.
Grandios ist auch der Showdown und so versöhnen mich die letzten 150 Seiten mit allem, was mich vorher gestört hat (s.u. bei Charaktere).
Der Weltenaufbau begeistert mich weiterhin, wir erfahren mehr über die Magie der Runen. Oh, und es gibt ein Rätsel, dass es zu lösen gilt und bei dem wir alle mitraten können; das hat mir sehr gefallen.
Charaktere
Meine Lieblingsfiguren bleiben Violets Drachen Tairn und Andarna. Ihre Kabbeleien sind so witzig und Andarna hält in diesem Band eine Überraschung für uns bereit.
Dass Violet (noch) keine zweite Siegelkraft entwickelt hat und ihre erste auch nach einem Jahr nicht genau kontrollieren kann, gefällt mir sehr gut. Damit folgt die Autorin weiterhin dem Konzept, aus ihr keine Heldin zu machen, der alle Fähigkeiten einfach so zufliegen. Im Buch sagt jemand, Violet hätte „den Geist einer Schriftgelehrten und das Herz einer Reiterin“, was es perfekt auf den Punkt bringt. Beides braucht sie aber auch für das, was ihr im zweiten Jahr des War College bevorsteht.
Allerdings war sie im ersten Teil deutlich taffer und unabhängiger, insbesondere, was Xaden angeht.
Ihn hingegen finde ich manchmal schon fast zu perfekt. Außerdem ist er Violet geradezu verfallen, was ihn am Ende auch zu einer folgenschweren Entscheidung hinreißen lässt, die dann in einem Lena Kiefer-mäßigen Cliffhänger endet. Vermutlich ist das letzte Kapitel deswegen aus Sicht von Xaden geschrieben, weil uns dieser Perspektivwechsel etwas aus der Schockstarre lösen. Für mich bleiben hier allerdings einfach zu viele Fragen offen, allen voran, warum er so gehandelt hat.
Aber wir erfahren auch ein wenig mehr über seine Familiengeschichte.
Mein größter Kritikpunkt ist das ständige Drama zwischen Violet und Xaden. Auf der einen Seite streiten sie die ganze Zeit, reden aber gleichzeitig nicht offen miteinander, und auf der anderen Seite betont Violet gefühlt alle paar Seiten, wie perfekt sie ihn findet. Auf ihre Streitereien folgen dann wieder ausufernde Sexszenen völliger Selbstaufopferung und dieses Mal bin ich sehr früh dazu übergegangen, diese zu überfliegen. Da hätte es also deutlich Kürzungspotenzial gegeben, vor allem, weil weder das eine noch das andere zur Handlung beigetragen hat.
Im Laufe des Romans gibt es einen neuen Schauplatz und mit ihm bekommen die Greifen-Flieger*innen eine größere Rolle. Die Dynamik zwischen ihnen und den Drachenreitern fand ich sehr gelungen, weil da im Subtext auch einiges an Kritik gegenüber Klassengesellschaften mitschwingt. Außerdem gefällt mir, dass Flieger besser in Runenmagie sind und Mentalkräfte haben. Das sorgt für ein ausgewogeneres Kräfteverhältnis. Und auch wenn ich Xadens Ex-Verlobte Cat anfangs von Herzen gehasst habe, war ihre Figur die ganze Zeit über glaubhaft und macht eine unglaubliche Entwicklung durch. Vor allem gefiel mir, dass Violet und Cat sich verständlicherweise zwar nicht ausstehen können, aber beginnen, sich gegenseitig zu respektieren. Und dass Cat keine Zicke ist, die nichts gebacken bekommt. Ich hatte zuerst befürchtet, dass das in einem elendigen Liebesdreieck endet, was aber Gott sei Dank nicht passiert ist.
Violets Mutter bleibt für mich weiterhin eine beeindruckende und authentische Antagonistin. Bei ihrer Figur habe ich immer die Schauspielerin Robin Wright aus House of Cards vor Augen.
Brennan und Mira gefallen mir weiterhin gut, nur Dains Charakter bleibt mir ein Rätsel.
Toll finde ich, dass die anderen Quadranten mit eingebunden werden.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich bei den zahlreichen Figuren, Drachen und jetzt auch noch Greifen immer noch nicht ganz zurechtfinde.
Fazit
Das Buch wirkt wie ein klassischer Zwischenband. Er hatte Höhen und Tiefen und war vor allem nicht ganz so fesselnd wie sein Vorgänger. Damit kann es natürlich kein Highlight werden, aber der restliche Plot ist super und daher werde ich die Reihe definitiv weiterlesen.
Bibliografie
Titel: Iron Flame – Flammengeküsst
Autorin: Rebecca Yarros
Übersetzung: Michelle Gyo, Michaela Kolodziejcok und Ulrike Gerstner
Verlag & Copyright: dtv
Seitenzahl: 960
Erscheinungstermin: 1. Dezember 2023
Preis: 32 € (Hardcover)