Vier Frauen und ein Mord von Agatha Christie

Zum Nikolaus gab es für mich eine ganz besondere Überraschung. Der Atlantikverlag (Hoffmann und Campe) hat mir nämlich den heutigen Krimi „Vier Frauen und ein Mord“ als Rezensionsexemplar für meinen mörderischen Adventskalender überlassen.

Copyright Atlantik im Hoffmann und Campe Verlag

Hercule Poirot wird von Kommissar Spence gebeten, einen seiner Fälle zu überprüfen. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass es nicht der Untermieter gewesen sein konnte, der die arme Mrs. McGinty kaltblütig ermordete, um sich an ihrem kleinen Sparstrumpf zu bereichern. Die Beweise sind einfach zu perfekt.

Also nimmt der Meisterdetektiv eine ihm absolut nicht angemessene Unterkunft in Kauf, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Unterstützung erhält er von der bekannten Schriftstellerin Ariadne Oliver, die zu Gast bei einem Theaterschriftsteller und seiner Mutter ist, um eins ihrer Bücher in ein Stück zu verwandeln.

Poirot findet schnell einen Fingerzeig in einem alten Zeitungsausschnitt, der von vier Frauen berichtet, deren Leben in der Vergangenheit durch Mord und Totschlag stark gezeichnet war. Doch was hat dies mit dem armen Opfer zu tun? Hätte sie etwa durch ihre Tätigkeit als Putzfrau die Frage der Zeitung beantworten können, was aus diesen Frauen geworden ist?

Ein Mordversuch an ihm selbst, zeigt unserem belgischen Detektiv, dass er auf der richtigen Fährte ist… Oder hat Mrs. Olivers weibliche Intuition die Nase vorn?

„Vier Frauen und ein Mord“ ist ein ganz exzellenter Roman. Ich kannte vorher tatsächlich nur die Verfilmung, die – wie ich nun weiß – außer der Grundidee nichts mit dem Buch gemein hat. Vielmehr wurde die Geschichte für das Drehbuch auf Miss Marple umgeschrieben, in dem sie inkognito in einer illustren Theatergruppe ermittelt. Und wie sooft ist das Buch um Längen besser, obwohl die Szene, als Margaret Rutherford für einen Platz im Ensemble vorspricht, wahrlich grandios war! Ich jedenfalls hing an ihren Lippen.

Im Buch werden Charaktere und Ortschaft authentisch und sehr atmosphärisch beschrieben. Ich hatte genau vor Augen, wie die Tüte mit Mrs. Olivers‘ Äpfeln riss und das Obst die Straße hinunterkullerte. Genauso meinte ich, das exotische Parfüm zu riechen, welches Mrs. Oliver im Haus der Upwards bemerkte.

Wie bei der Queen of Crimes üblich, baut sich der Spannungsbogen langsam auf, es ist ein gemütlicher Krimi. Was mir besonders gefallen hat, war, dass man trotz der vielen Charaktere und der Komplexität der Geschichte, den Handlungen und Gedankengängen Poirots gut folgen kann. Dies ist nicht in all ihren Büchern so. Zwar erfordert es konzentriertes Lesen und eine Übersicht der Dorfbewohner hätte sicher dabei geholfen, aber es ist möglich.

Der Handlungsstrang ist absolut logisch aufgebaut, dennoch musste ich mich bis zu Poirots Entlarvung der schuldigen Person gedulden. Ich kann nicht sagen, dass man dauernd auf falsche Fährten geführt wird, auch Nebenhandlungen lenken nicht vom Hauptgeschehen ab. Und dennoch ist es Agatha Christie gelungen, einen spannenden unvorhersehbaren Kriminalroman daraus zu machen.

Was mich jedoch sehr erschrocken hat, war das folgende Zitat auf Seite 110:

Mein Freund Hastings, der war romantisch und sentimental, aber ich nicht.

Er sagt: „war“! Stirbt Hastings etwa in einem der vorherigen Bände? Das geht doch nicht! Es gibt keinen Holmes ohne einen Watson. Und für mich demnach keinen Poirot ohne einen Hastings.

Das Cover ist natürlich wieder voll meins. Ich LIEBE Schlammtöne. Bei der Andeutung des Schauplatzes, dem Dorf Broadhinny, hat man doch sofort Lust, sich ins ländliche England zu begeben oder nicht?

Fazit

Ein ausgezeichneter Hercule Poirot. Insbesondere leidet man mit ihm und seinem kulinarisch verwöhntem Bauch.

Infos

Titel: Vier Frauen und ein Mord

Autorin: Agatha Christie

Übersetzung: George S. Martin

Verlag und Copyright: Atlantik im Hoffmann und Campe Verlag

Seitenzahl: 240

Erscheinungsdatum: 04.09.2019

Preis: 12 € (Taschenbuch)

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