Es war ganz schön schwer, einen Roman zu finden, der auf Rhodos spielt. Selbst das sonst so urlaubstaugliche Krimigenre ließ mich mit dieser Destination im Stich. Doch eine findige Buchhändlerin von Graff hat für mich dieses Buch entdeckt, das zumindest zur Hälfte auf der griechischen Insel angesiedelt ist.
Klappentext
Nach mehr als zwanzig Ehejahren haben sich Viola und Florian auseinandergelebt. Außer den beiden Kindern, der gemeinsamen Wohnung und einem Trauschein gibt es kaum noch Berührungspunkte. In der Hoffnung, mit jemand anderem noch einmal neu anfangen zu können, trennen sie sich – einvernehmlich und vergleichsweise harmonisch.
Doch es gibt noch eine letzte Hürde auf dem Weg in ein neues Leben: einen längst gebuchten, teuer bezahlten Luxusurlaub, der sich nicht stornieren lässt. Die beiden haben nun die Wahl zwischen zwei Übeln: das Geld zu verlieren oder mit dem künftigen Ex-Ehepartner – in getrennten Zimmern – noch einmal zweieinhalb Wochen zu verbringen.
Allerdings ergibt sich plötzlich auch noch eine dritte Möglichkeit, und mit ihr beginnt eine unvergessliche Zeit auf Rhodos …
Meine Meinung
Ehrlicherweise dachte ich, das wird eine leichte Lektüre, die anschließend in die Hotelbibliothek wandert. Aber da habe ich mich gehörig getäuscht, denn „Wer, wenn nicht wir“ ist eine der besten Urlaubsgeschichten, die ich je gelesen habe und damit kam sie selbstverständlich wieder mit nach Hause (auch wenn es mir jetzt leid tut, dass die anderen deutschen Hotelgäste diesen wunderbaren Roman nicht lesen können).
Zugegeben, das Thema Trennung klingt nicht wirklich urlaubstauglich, aber Barbara Leciejewski macht daraus eine ebenso realistische wie unterhaltsame Geschichte – wie eine gelungene Netflix-RomCom. Noch dazu ist sie fesselnd geschrieben und der Spannungsbogen so geschickt gesetzt, dass ich bis zum Ende unsicher war, ob die Beziehung von Viola und Florian wirklich scheitert oder sie es vielleicht doch noch einmal miteinander versuchen. Denn ich hätte mir tatsächlich beides vorstellen können, obwohl ich normalerweise auf einem Happy End bestehe.
Die Figuren, ihr Verhalten und ihre Entwicklung sind extrem lebensecht gezeichnet, ich konnte mich sehr gut in Viola hineinversetzen. Die Autorin beschreibt den Ehealltag und die Gefahr des Auseinanderlebens einfach unglaublich realistisch. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Geschichte was für unter 30jährige ist. Mit meiner langjährigen Beziehung und meinen fast 50 Jahren war sie ein Volltreffer. Und das gibt es ja auch eher selten.
Man merkt übrigens auch, dass die Autorin vor Ort war, denn die Atmosphäre des Luxushotels und der anderen Schauplätze hat sie sehr gut eingefangen. Ein Bonus war für mich, dass wir in einer ähnlichen Unterkunft logierten, wie die beiden Protagonist*innen und auch Ausflüge zum Schmetterlingstal und nach Lindos gemacht haben.
Fazit
Ein Must-Have für jeden (älteren) Urlaubskoffer nach Rhodos.
Bibliografie
Titel: Wer, wenn nicht wir
Autorin: Barbara Leciejewski
Verlag & Copyright: Tinte & Feder
Seitenzahl: 319
Erscheinungsdatum: 12. Mai 2020
Preis: 11,99 (Taschenbuch)